Zwei Komplimente machen noch keinen Sommer!

Kompliment Eins:
Es gibt ein neues Kleid in meinem Leben, habe es „Sophia Loren“ getauft. Bunt wie Rimini in den 50er Jahren schwingt der Sommerstoff mir um die Beine und die kleinen Bilder von Sonnenschirmen samt Vespas vor Obstständen machen mir sehr gute Laune. Fühle mich ein bisschen wie Sophia L., als ich an einem lauen Sommerabend Richtung Biergarten durch die schöne Münchner Au laufe. Schwinge so vor mich hin, aufs Kleid über goldenen Riemchensandalen und frisch lackierten Zehennägeln blickend, mit mir und der italienischen Seite meiner Persönlichkeit komplett im Einklang. Während wir also so klingen und schwingen, kommt mir ein junger, nicht unattraktiver Mann mit Männerdutt und Bollerwagen entgegen und lächelt. Ob die Hüfte nun ein bisschen mehr schwingt oder ich den Schwung nur mehr bemerke, bleibt ungeklärt. Er ruft mir nach „so ein schönes Kleid!“, Schokoladenglasur auf meiner Seele! Laufe lächelnd und ein bisschen stolz einfach und ganz Understatement weiter, satt vor Freude übers Kompliment. „Das würde ich mir auch kaufen!“ – vielen Dank, das Vergnügen war ganz auf keiner Seite!

Kompliment Zwei:
Am nächsten Morgen jogge ich zur Regulierung meines geschundenen Egos durch die Isarauen. Dabei immer meine strenge, innere Jane Fonda im Ohr, die mich antreibt, weil ich grundsätzlich zu langsam laufe und anfragt, ob es denn auch schneller ginge … schwitzend und hechelnd hoffe ich auf ein baldiges Ende der Tortur. Von hinten nähert sich großes Schnauben samt Rauchwolke. Ein überdimensionierter Mann, im Muskelshirt, dessen Muskeln sich vor wahrscheinlich langer Zeit schon zugunsten quellender Fleischröllchen verabschiedet haben, radelt breitbeinig an mir vorbei. Zigarette im Mund, zwei riesige, ebenfalls aus der Ursprungsform gefallene Hunde an seiner Seite, überholt mich paffend. Ich huste, er dreht sich um „wie sie des machen, ist des is die beste Art vom Sport, sagt mein Arzt, so Gehen, aber halt schnell!“ und während ich noch an seinem Rauch würge, radelt er weiter, als wären wir beide im selben Leistungssportkader groß geworden. Komme leider nicht mehr dazu, ihn zu fragen, ob der Protipp rauchend mit Übergewicht schlaue Ratschläge zu geben, auch von seinem Wunderdoktor kommt. Warte seither aber auf ein Wiedersehen, während ich manisch, auf ausreichende Geschwindigkeit achtend, durch die Wälder renne.

Bin irgendwie auch ganz froh, dass der Herbst jetzt kommt.